Wenn der Partner geht, drehen sich die Gedanken immer und immer wieder
um die Frage nach dem WARUM.

  • Warum ist er gegangen?
  • Warum hat er aufgehört mich zu lieben?
  • Warum hat er mich einfach so, von heute auf morgen ausgetauscht?
  • Warum haben wir es nicht miteinander geschafft?

Vielleicht fühlst du dich ja sogar schuldig an der Trennung und glaubst,
dass genau deine Fehler zur endgültigen Trennung geführt haben.
Diese Gedanken können sehr quälend sein und bringen dich kein Stück weiter.

Nicht immer gibt es für alles eine eindeutige Antwort.
Ganz besonders gilt das für eine Trennung.
Manchmal brauchen diese Antworten einfach ihre Zeit
und manchmal gibt es diese Antworten nie.

Trennung ist ein Prozess und kommt nicht über Nacht

Auch wenn du es im Moment vielleicht nicht wahrhaben möchtest
oder es nicht nachvollziehen kannst, so ist die Trennung immer etwas,
was sich schon lange vorher entwickelt hat.
Oft sogar schon über Jahre hinweg, auch wenn es sich so anfühlt,
als wäre die Trennung ganz plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung gekommen.

Dies ist besonders dann der Fall, wenn derjenige der gegangen ist, lange Zeit geschwiegen hat
und nach Außen den Schein einer glücklichen Beziehung gewahrt hat.

Auch mir ist es damals so ergangen.
Mein Ex-Mann spielte mir, buchstäblich bis zur letzten Minute, die heile Welt vor.
Obwohl er sich innerlich längst aus der Ehe verabschiedet hatte und sogar schon dabei war eine neue Beziehung aufzubauen. Hinter meinem Rücken, versteht sich.
Das fühlte sich wirklich an, wie über Nacht ausgetauscht worden zu sein.

Deshalb kann ich deine Gefühle sehr gut verstehen.
Und deshalb kann ich aber auch mit Sicherheit sagen,
dass eine Trennung niemals über Nacht passiert.
Sie ist ein Entwicklungsprozess und die Konsequenz langer Schwierigkeiten und Hindernisse.

Ich habe sehr viel Zeit damit verbracht,
herauszufinden WARUM alles so gekommen ist

Ich habe diese Frage nach dem Warum, nicht nur mir selbst gestellt,
sondern immer wieder auch meinem Ex-Mann
und leider habe ich dennoch jahrelang,keine passenden Antworten erhalten.
Jedenfalls keine, die es für mich in irgendeiner Weise besser oder leichter gemacht hätten.

Im Nachhinein haben sich, die wirklich wichtigen Fragen,
erst lange Zeit nach der Trennung beantworten lassen.
Auf beiden Seiten.
Oft kann auch selbst derjenige der gegangen ist, nicht gleich erkennen,
warum genau er keine Chance mehr gesehen hat.

Wie du dir richtigen Fragen stellst und deine eigenen Antworten findest

Wenn dich die Frage quält, WARUM die Beziehung gescheitert ist,
dann schaue dir die Partnerschaft im Rückblick,
noch ein mal genauer an und stelle dir folgende Fragen:

  • Gab es Anzeichen, die du vielleicht nicht wahrhaben wolltest?
  • Habt ihr zunehmend gestritten?
  • Wenn ja, was waren die häufigsten Themen?
  • Gab es zunehmende Distanz oder habt ihr sogar nur noch nebeneinander her gelebt?
  • Welche Probleme hattet ihr immer wieder?
  • Was glaubst du, hat zum Ende der Beziehung geführt?

Beantworte diese Fragen unbedingt schriftlich und gehe noch einmal alles durch.
Aber bleibe dabei ganz sachlich und frei von Schuldgefühlen.
Vielleicht erkennst du einen roten Faden und bekommst mehr Klarheit darüber,
welche Gründe es für das Scheitern der Beziehung gab.

Und nun stelle dir noch folgende Frage und beantworte sie schriftlich:

  • Warst du glücklich?
  • Warst du wirklich glücklich?

Ich bin sicher, dass es dir bei dieser Frage nicht leicht fallen wird,
zu 100% ehrlich zu dir zu sein,
denn als Verlassene haben wir uns das Ende der Beziehung ja nicht ausgesucht
und vielleicht warst du tatsächlich sehr glücklich in der Partnerschaft.

Aber oft ist es auch so, dass die Partnerschaft nach der Trennung
vom Verlassenen idealisiert wird.
Die Probleme werden ausgeblendet und man sieht nur noch das Gute.
Sei ehrlich zu dir. Vielleicht wolltest auch du in Wahrheit längst ein anderes Leben?

Raus aus den Gedanken der Schuld

Vielleicht gibst du dir selber die Schuld am Scheitern der Beziehung und suchst die Fehler nur bei dir
oder du denkst womöglich, dass du es gar nicht anders verdient hast.
Vielleicht glaubst du auch, dass du einfach nicht gut genug warst, für diesen Mann
und es ja kein Wunder sei, dass er sich nun eine „bessere“ gesucht hat.

Wenn du dich in dieser destruktiven Gedankenspirale befindest,
solltest du dich noch mal mit den oben genannten Fragen beschäftigen und dir bewusst machen,
dass es keine Schuld am Scheitern gibt,
sondern nur einen jeweiligen Anteil an der Trennung.

Übung: Gib ihm SEINEN Anteil zurück und nehme DEINEN Anteil an

Mache dir nun eine Liste mit 2 Spalten
In der linken Spalte schreibst du als Überschrift „SEIN Anteil“.

Beantworte folgende Fragen:

  • Was ist SEIN Anteil an der Trennung?
  • Was glaubst du, ist SEINE Schuld?
  • Was hätte er anders / besser machen sollen?

Notiere alles in die linke Spalte, was du darüber denkst,
ganz egal ob es der Wahrheit entspricht oder nicht.
Nur Deine Sicht der Dinge ist entscheidend.

In der rechten Spalte schreibst du nun als Überschrift „MEIN Anteil“

Beantworte folgende Fragen:

  • Was ist MEIN Anteil an der Trennung?
  • Was glaube ich, ist MEINE Schuld?
  • Was hätte ich anders / besser machen sollen?

Notiere dir alles, was dir dazu einfällt, in die rechte Spalte.
Schaue dir die Liste an und gehe sie, wenn du magst noch mal durch.

Du wirst feststellen, dass es auf BEIDEN Seiten einen Anteil an der Trennung gibt
und nicht allein du die Verantwortung für die Beziehung hattest.
Das gilt auch für das Ende der Beziehung.

Jetzt teile das Blatt in 2 Hälften und zwar so, das beide Spalten getrennt voneinander sind.
Nimm seinen Anteil (die linke Spalte) in die Hand und sage laut folgende Sätze:

Ich gebe dir DEINEN Anteil zurück. Er liegt in DEINER Verantwortung.

Spüre ganz bewußt, wie du ihm SEINEN Anteil zurück gibst.
Lasse das Gefühl zu, dass sein Anteil auch in seiner Verantwortung liegt
und nicht in DEINER!

Nun nimmst du deine Blatthälfte und sagst laut:

Ich nehme MEINEN Anteil an. Ich habe es nicht besser gewusst.
Ich habe es so gut gemacht, wie ich konnte.

Und jetzt vergebe dir!!! Gehe in den Frieden mit dir!
Du weißt jetzt, dass du alles gegeben hast, was du geben konntest.
Es braucht sicher seine Zeit, bis du die Bereitschaft hast, wirklich loszulassen.
Wiederhole die Übung so oft du magst, vor allem dann, wenn du dich schuldig fühlst.

Fazit:

Die Frage nach dem WARUM kann sehr quälend sein, vor allem dann,
wenn man keine Antworten darauf bekommt.
Einerseits ist damit der tiefe Wunsch verbunden, die Trennung zu verstehen und damit Erleichterung zu erfahren und andererseits kann es eine Spirale von Schuldgefühlen auslösen, wenn man die Fehler nur bei sich sucht.

Doch Schuld gibt es nicht.
Es gibt nur die Veränderung und Anteile daran.

Und die Antwort auf die Frage, nach dem Warum steckt in genau in diesen Anteilen!!!

Ich wünsche dir, dass du deine Antworten findest.

Schreib mir doch in den Kommentar, wie es dir mit der Übung ergangen ist.
Vielleicht hast du sogar noch andere Tipps im Umgang mit dem WARUM?
Dann lass es uns wissen :-)

Deine Tina